Forschung
Entsprechend der breiten Aufstellung der Universität Graz mit sechs Fakultäten stellt sich die Forschung als fachlich und methodisch höchst heterogenes Feld dar, in dem die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (Humanities) wie die Naturwissenschaften (Sciences) gleichermaßen eine Vielzahl von Fächern abdecken und in jeder langfristigen Planung in ihrer spezifischen Ausprägung zu berücksichtigen sind. Wie aus den Rankings deutlich hervorgeht, ist die Forschung in der internationalen Wahrnehmung bereits jetzt die Stärke der Universität, wie die Indikatoren international mix, citations und die Relation von Doktoratsstudierenden zu academic staff verdeutlichen. Auch der internationale Anteil an Studierenden und Co-AutorInnen ist überdurchschnittlich. Zu steigern war bisher allerdings die quantitative Komponente der Forschung, wie dies in der letzten Leistungsvereinbarung festgelegt und auch eingehalten wurde. Hier ist jedoch zugunsten der wichtigeren Qualität bei gleichbleibendem Personalstand und Budget bald der Plafond erreicht. Eine weitere Erhöhung kann vor allem über die verstärkte Akquisition von Drittmitteln erzielt werden. Diese muss im Bereich der Nachwuchsförderung – und hier wiederum hauptsächlich in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften – gestärkt werden, um damit auch den Anteil bezahlter Dissertationen und in weiterer Folge die Abschlussfrequenz deutlich zu steigern und dem internationalen Durchschnitt anzugleichen.
Forschungsprofil
Der nationalen wie internationalen Profilbildung und Erhöhung der Sichtbarkeit dienen neben dem wissenschaftlichen Output im engeren Sinne eine Reihe flankierend geplanter Maßnahmen. Hier ist an erster Stelle eine stärkere Konzentration auf die in den vergangenen Jahren etablierten sieben Forschungsschwerpunkte sowie die universitätsweiten Zielregionen Südosteuropa und Nord- und Lateinamerika zu nennen.
Die Forschungsschwerpunkte fungieren als Motoren einer fächer- und fakultätenübergreifenden und durch Kooperationen am Standort wie im globalen Forschungsnetzwerk verstärkten Zusammenarbeit zwischen ForscherInnen und bringen durch diese erhöhte inter- und transdisziplinäre Kommunikation bereits jetzt in allen Bereichen deutlich innovative Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse hervor. Damit werden Alleinstellungsmerkmale in bestimmten Spitzenbereichen erreicht und weiter ausgebaut. Ergänzend zu den universitären Forschungsschwerpunkten können auf der Ebene der Fakultäten oder Wissenschaftszweige Spezialforschungsfelder etabliert werden. Für diese sollen von den Fakultäten im Rahmen einer Fakultätsforschungsstrategie eindeutige Kriterien entwickelt und angewendet sowie spezifische Förderungen vorgenommen werden. Diese Felder können sich, wenn entsprechende Kriterien erfüllt sind (z.B. Großforschungsprojekt, ERC-Grant) und eine positive Evaluierung vorliegt, zu einem Forschungsschwerpunkt weiterentwickeln.
Um neben dem sogenannten „Mainstream“ in der Forschungsförderung neue thematische Felder in der Forschung zu erschließen, fördert die Universität Graz auch unkonventionelle Forschung. Damit soll der Raum für Innovationen erweitert werden. Bei entsprechendem Erfolg können sich solche Forschungsvorhaben auch zu Spezialforschungsfeldern weiterentwickeln.
Die derzeitigen Forschungsschwerpunkte sind daher bis 2018 durch eine Evaluierung auf internationaler Basis, eingebunden in die reguläre Forschungsevaluierung, zu überprüfen und unterliegen einer dynamischen Entwicklung. Gleichzeitig sind alternative Potentiale für zukünftige Forschungsschwerpunkte – etwa in den fakultären Spezialforschungsfeldern – im Auge zu behalten.
Entsprechend dem Grundsatz der Freiheit von Forschung und Lehre wird weiterhin individuelle Forschung im Rahmen der Möglichkeiten gefördert.
Flankierende Maßnahmen
Zur weiteren Konsolidierung werden künftig Berufungsverfahren bewusst auch unter dem Aspekt einer Stärkung vorhandener Kompetenzen in den Forschungsschwerpunkten erfolgen (vgl. Kap. V.4. Personalplanung – Widmungen). Dabei soll auch eine deutliche Erhöhung sowohl des Frauenanteils an Professuren als auch der Anzahl von überwiegend international tätigen Persönlichkeiten erreicht werden. Zusätzliche Professuren sollen sowohl in Spitzenbereichen als auch bei der Nachwuchsförderung (z.B. Doktoratskollegs) die Bildung kritischer Massen erleichtern und die Methodenvielfalt garantieren. Gleichzeitig werden damit vorhandene Forschungsnetzwerke gezielt und nach konkreten Profilbildungsmerkmalen weiter ausgebaut und verdichtet sowie der Zugang zu impact journals erleichtert. Darüber hinaus werden aktive Teilnahmen mit Vortrag an international renommierten Tagungen und Kongressen gezielt gefördert und Publikationen in entsprechenden proceedings finanziell unterstützt (vgl. zu Aspekten der Internationalisierung auch Kap. VI.3.)
Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (vgl. Kap. V.3), insbesondere im Rahmen der Doctoral Academy Graz und durch die Schaffung zusätzlicher bezahlter Dissertationsstellen, kann ebenso zur Steigerung der Publikationstätigkeit beitragen. Die Erfahrungen zeigen, dass dies insbesondere in den Doktoratskollegs der Fall ist.
Neben der Stärkung der Forschung in NAWI Graz wird mit BioTechMed-Graz eine weitere infrastrukturintensive Standortkooperation aufgebaut. Im Bereich der Kunstwissenschaften wird die Zusammenarbeit mit der Technischen Universität (Fakultät für Architektur) und der Kunstuniversität als Modellfall für die Zusammenarbeit von geistes- und naturwissenschaftlich-technisch ausgerichteten Forschungskomponenten verdichtet. In anderen Fächern, vorerst in den Altertumswissenschaften als paradigmatischem Forschungsbereich, werden in der Nachwuchsbildung synergetische Effekte, Mobilitätsförderung und Stärkung der methodischen Vielfalt durch gemeinsame Aktivitäten in der forschungsgeleiteten Lehre (Aufbau von gemeinsamen Doktoratsprogrammen etc.) mit anderen österreichischen oder im benachbarten Ausland liegenden Universitäten erwirkt.
Als eine der traditionellen Stärken der Universität Graz gilt der gendergerechte Zugang zu Forschungsfragen und -ressourcen (vgl. auch Kap. VI.7.). Die Verdichtung der interdisziplinären Forschungsansätze zum Bereich Frauen- und Geschlechterforschung ist jedoch auch weiterhin voranzutreiben.
Die digitale Forschungsinfrastruktur wird weiter ausgebaut. Die etablierte Online-Plattform dient im Bereich Forschung einerseits dem verbesserten Zugang zu digitaler Literatur und Datenbanken, andererseits macht sie als Open-access-Instrument Publikationen aller Kategorien (journals, proceedings, Monographien und Sammelbände, akademische Abschlussarbeiten, Forschungsberichte, Datenbanken) aus der Universität und Forschungsmaterien im Besitz der Universität (Sammlungen als „digitales Museum“) schnell und leicht der internationalen scientific community zugänglich. Damit wird nicht nur der forscherische Output rascher aufgenommen werden können, sondern auch eine wesentliche Forderung der EU und nationaler Richtlinien erfüllt. Der Erhöhung der Sichtbarkeit wird auch das neue Forschungsportal dienen, in welchem neben den traditionellen Publikationen auch digital präsentierte Forschungsleistungen, laufende Projekte, Kooperationen mit Wirtschaft und Wissenschaft etc. dargestellt werden. Die Einbindung in österreichweite Core Facilities im Bereich des High Performance Computing (HPC) ist erfolgt.
Die Verwertung innovativer Leistungen wird nach gegebenen Rahmenbedingungen konzertiert mit anderen Universitäten, vor allem am Standort, erfolgen. Die Technologieverwertungsstrategie wurde 2013 adaptiert und 2014 nahm das Wissenstransferzentrum Süd (WTZ) am Standort Graz seinen Betrieb auf.
Forschungsschwerpunkte:
Molekulare Enzymologie und Physiologie
Kultur- und Deutungsgeschichte Europas
Die Forschungsprofile, Entwicklungspotenziale und Entwicklungsziele der einzelnen Wissenschaftszweige entnehmen Sie bitte dem Originaldokument: Entwicklungsplan.